Im Mittelpunkt dieses historischen Romans steht die 17-jährige Marie, uneheliche Halbschwester der englischen Königin Eleonore von Aquitanien, an deren Hof sie lebt. Marie entspricht nicht dem Frauenideal des 12. Jahrhunderts; sie ist nicht schön und anmutig genug und - ach Gott - viel zu groß; kein Mann wird sie haben wollen. Daher schickt Eleonore sie fort in ein heruntergekommenes Kloster, feucht, dunkel und zugig, in dem eine Handvoll Nonnen leben. Dort soll sie Priorin werden. Marie ist untröstlich, brennt sie doch für Eleonore und will nicht lebendig begraben sein irgendwo im englischen Morast. Doch das Kloster ist ihr Schicksal, und in dieser Gemeinschaft von Frauen, die nicht unterschiedlicher sein könnten, begegnen ihr Argwohn und Mißtrauen, aber auch Zuneigung und Freundschaft. Sie geht langsam, aber stetig ihren Weg, trotz mancher Steine, die ihr von innen und außen in den Weg gelegt werden. Geschickt weiß sie die Nonnen mit ihren unterschiedlichen Naturellen und Talenten zu lenken. Im Laufe der Jahrzehnte führt sie - inzwischen Äbtissin - das Kloster durch Klugheit, Weitsicht, aber auch Skrupellosigkeit, zu neuer Blüte und Reichtum.

Angelehnt an die historische Figur Marie de France schildert Lauren Groff eine von Mut und Ehrgeiz getragene weibliche Erfolgsgeschichte; die mit feinem Witz und Empathie gezeichneten Nebenfiguren (sehr gut: Die ständig nörgelnde und robuste Subpriorin Goda!) haben ihren Anteil an diesem Erfolg, weil man sie läßt. Dieser Roman unterstreicht einmal mehr, was wir längst wissen: Frauen können alles.