In seinem neuesten Roman erzählt Donal Ryan die Lebensgeschichte dreier Männer. Den Auftakt macht Farouk, syrischer Arzt, der mit Frau und Tochter vor dem Krieg zuhause nach Europa flieht und auf der wahnwitzigen Überfahrt seine Familie verliert. Untröstlich klammert er sich an die Hoffnung, daß beide noch am Leben sind und er sie finden wird. Weiter geht es mit Lampy, einem recht uninspirierten, perspektivlosen jungen Mann, der mit Mutter und Großvater unter einem Dach lebt. Seinen Vater kennt er nicht, und seine Mutter spricht nicht über ihn. Sein Studium hat er abgebrochen; er übernimmt gelegentlich Busfahrten für das ortsansässige Altenheim und das Mädchen, das er liebt, läßt ihn plötzlich sitzen und zieht fort. Den Abschluß bildet John. Schon als Kind gemein, bleibt er es auch als Erwachsener: Er betrügt, lügt, manipuliert und geht buchstäblich über Leichen. Nur einmal, für eine kurze Zeit, wird er menschlicher, weil er sich verliebt. Jetzt, am Ende seines Lebens, bittet er Gott um Verzeihung und hofft auf Vergebung seiner Sünden. Die Männer kennen sich nicht, aber In einem kleinen irischen Städtchen laufen diese scheinbar unabhängigen Lebensfäden zusammen, und in einem überraschenden Showdown offenbart sich, wie diese Schicksale miteinander verbunden sind.

Ein Episodenroman ganz nach meinem Geschmack: Gefühlvoll erzählt, dabei nie rührselig; die Figuren, auch die Nebendarsteller, sind authentisch, und man erwartet mit Spannung die Auflösung, die Donal Ryan sehr gekonnt gelungen ist. Eine unbedingte Empfehlung!