0

Einfach fantastisch!

Das Fantastische im Religionsunterricht

Ramb, Martin W / Nordhofen, Eckhard
2,00 €
(inkl. MwSt.)

Anfrage

In den Warenkorb
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783921221303
Sprache: Deutsch
Umfang: 78
Format (T/L/B): 29.0 x 21.0 cm
Auflage: 1., Aufl.
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

In meinem außer(lehr)planmäßigen Repertoire für den Religionsunterricht, insbesondere in der 5. und 6. Klasse, hat das Stichwort „Fantasie“, dem ganze Unterrichtseinheiten gewidmet waren, eine große Rolle gespielt. Wie denn nicht. Aber Achtung! Wir müssen die in Computerspielen, im Internet, den Medien überhaupt so nie dagewesene Industrialisierung der Fantasiewelten registrieren. Diese „Längeren Gedankensspiele“, wie der Experte Linus Hauser sie nennt, gehören inzwischen zur Realität der Kinderwelten. Fantasy produziert Futter im Übermaß. Pädagogen raten zur Diät. Zu viel Spielschrott im Kinderzimmer, zu viel Comic in der Glotze? Mag sein. Dennoch: Was wäre unser Kopf ohne das kontrafaktische Produktionsmittel Fantasie? Was wären wir ohne jene Länder hinter dem Mond oder hinter der Wand aus Reisbrei, durch die man sich hindurch essen muss, um zu den Schlaraffen zu kommen? Das Thema Fantasie bildet einen didaktischen Sonderfall. In der Schule haben wir nicht immer die Möglichkeit, Erfahrungen, über die wir dort reden, an Ort und Stelle selbst zu machen. Was eine Mahlzeit ist, davon verschaffen wir uns einen Begriff, wenn wir essen. Dann können wir immer noch darüber reden. Reden müssen wir aber auch über Mord, Krieg und Grausamkeit, geben uns aber doch wohl besser damit zufrieden, solche Erfahrungen nicht gemacht zu haben. Bei der Fantasie ist das anders. Hier können wir durchaus jene besondere Realität hereinlassen, über die wir dann sprechen. Das hat den Vorteil, dass es auch gemeinsame Erfahrungen sind, die wir reflexiv verhandeln. Reflexion ist aber immer wichtig. Wir beugen uns zurück und fragen: Was haben wir da gemacht? Was ist das für eine Realität, die es nur in unserer Fantasie gibt? Für den Religionsunterricht ist ein entscheidender Reflexionspunkt dann erreicht, wenn es um die Unterscheidung zwischen dem Schlaraffenland und dem Paradies geht. Von weitem betrachtet und wenn man die ausgepinselten Fixierungen anschaut, gibt es ja gewisse Familienähnlichkeiten. Dass die eschatologischen Bilder der Bibel, insbesondere die aus der Apokalyptik, mit jener kontrafaktischen Produktionskraft Fantasie etwas zu tun haben, liegt auf der Hand. Die kontrafaktische Begabung, die sich in der Fantasie äußert, hat etwas mit dieser göttlichen Verwandtschaft zu tun. Nun kommt es aber darauf an, die spielerische Fantasie von jener notwendigen zu unterscheiden, die wir brauchen, um den Anbruch des Reiches Gottes zu realisieren. Spielenden Kindern ist die entscheidende Unterscheidung sehr geläufig. Da heißt es entweder „im Spiel“ oder „in echt“. Wenn der liebe Gott zum großen Bruder des Osterhasen, wenn das Schlaraffenland nur ein anderer Name für das Paradies ist, dann sind zwar nicht alle Katzen grau, aber alle Blüten gleich bunt. Oder sind die Erzählungen von der Auferweckung Jesu auch nur ein Produkt unserer Fantasie? So wie die Sakramentalien und Sakramente unserer Heilsgeschichte den selbst gebastelten Produkten unserer Symboldidaktik ähneln und doch einen Qualitätssprung ums Ganze machen müssen, so kommt es auch hier auf die Kunst der Unterscheidung an. Es gibt Fantasien, die sind mehr als Fantasien. Davon hängt im Religionsunterricht alles ab.