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Ewald Arenz - Das Diamantenmädchen

„Schambacher saß am Schreibtisch und machte widerwillig das, was er an diesem Beruf am meisten hasste: die Spesenaufstellung für die Kasse. Droschkenquittungen. Telephonkosten für die öffentlichen Fernsprecher. Kosten für Auskünfte bei den anderen Ämtern, die noch nie von Amtshilfe gehört hatten.“ Manches ändert sich wohl nie... und vieles andere doch...

Ich bin ja bekennende Krimi-Leserin, und zwar querbeet: von witzig bis blutig, von Thriller bis historisch. Das Eingangszitat lässt erahnen, dass es sich beim „Diamantenmädchen“ um einen historischen Krimi handelt. Ewald Arenz war mir bislang nicht als Krimi-Autor begegnet (ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren!), hat mich aber absolut begeistert.

Es geht um einen Mord im Berlin der 20er Jahre, um geschmuggelte Rohdiamanten, um eine (unmögliche?) Liebe und um das, was der erste Weltkrieg aus den Soldaten gemacht hat. Zum einen geht es natürlich um den Kriminalfall, um die Anfänge der modernen Polizeiarbeit (wer historische Krimis mag oder sich in der Kriminalhistorie auskennt, dem wird der Name Ernst Gennat etwas sagen, der uns auch in diesem Krimi begegnet). Alles ist etwas „gemütlicher“ als in unseren Zeiten, ohne Datenbanken, Spurenanalyse und überhaupt weitgehend ohne technische Hilfsmittel (siehe Spesenaufstellung oben!) - aber nicht weniger spannend. Die Kommissare Schambacher und Togotzes ermitteln in einem Mordfall, bei dem ein Rohdiamant gefunden wird, und sind bald konfrontiert mit dunklen Machenschaften der Reichsregierung. Auch die junge Reporterin Lilli Kornfeld ist in die Diamantengeschichte verwickelt. Ihre Kindheit und Jugend spielt eine große Rolle, ist sie doch mit dem Nachbarsjungen befreundet und in ihn verliebt gewesen, der aus einer Diamantenschleiferfamilie stammt. Seine Fähigkeiten als Schleifer macht sich die Reichsregierung zu Nutzen – und er landet mitten in dem Mordfall.

Sehr eindringlich werden die Folgen des Ersten Weltkrieges geschildert, alle jungen Männer, egal welche Rolle sie in diesem Fall spielen, haben gedient, die meisten waren an der Front und erlebten Schreckliches. Darüber reden konnte und wollte keiner...

Geklärt wird der Fall, vielleicht auch die Liebesgeschichte, da bin ich mir noch nicht so ganz sicher: ich hoffe jedenfalls, dass es weitere Fälle dieses Ermittlerduos, gerne im Zusammenspiel mit der Reporterin, geben wird. Ich lasse mich von ihnen sehr gerne wieder in die 20er Jahre in Berlin und in die Anfänge der modernen Kriminalistik entführen!

Renate Schneider - hier finden Sie alle meine persönlichen Buchtipps und Empfehlungen
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Kategorie: Krimi / Thriller