„Kummer aller Art“ kennt und beschreibt die Erzählerin in Mariana Lekys neuestem Buch, sowohl ihren eigenen als auch den ihrer Mitmenschen, die in den kleinen Geschichten immer wieder auftauchen. Als Leser:in fühlt man sich hinein und fiebert mit, freut sich über Ideen und tolle Sätze und erkennt sich unter Umständen an der ein oder anderen Stelle auch wieder.

Ein Vater unterwegs mit seinem Sohn. Ihre Reise führt zurück in das Hügelland, aus dem der Vater stammt, zu den Schauplätzen seiner Kindheit. Da ist das Geburtshaus, dort die elterliche Hochzeitskirche, hier der Friedhof, auf dem der Freund Frieder begraben liegt. Ständiger Reisebegleiter ist das Schicksal der männlichen Vorfahren, die sich allesamt das Leben nahmen: "Urgroßvater, Großvater, Vater. Ertränkt, erschossen, erhängt." Der Vater muss erkennen, dass sein Wegzug, seine Bildung und sein Aufstieg keine Erlösung gebracht haben.

In einer Sommernacht in Norwegen taucht plötzlich ein neuer Stern am Himmel auf. Tiere verhalten sich merkwürdig, die Natur scheint etwas aus den Fugen geraten. Dennoch verläuft das Leben vermeintlich normal weiter, die Apokalypse schwelt nur subtil im Hintergrund, während man als Leser gebannt den insgesamt neun Protagonisten des Buches folgt, die abwechselnd in ihrer eigenen Sprache von Ängsten und Hoffnungen erzählen. Normalerweise bin ich kein Fan von unnötigen Längen in Literatur.

Giraffe Roberta ist unglücklich mit ihrem Hals. Er macht sie fertig, denn er ist zu lang, zu biegsam, zu dünn, zu scheckig und einfach zu halsig. Sie wünscht sich einen ganz normalen Hals und versucht alles mögliche, um ihren zu halsigen Hals zu kaschieren und davon abzulenken. Dann begegnet sie Henry und erkennt schließlich, dass so ein langer Hals auch Vorteile haben kann, denn nicht zuletzt beschert er ihr eine ganz wunderbare neue Freundschaft.

George ist anders als die meisten Gänse. Er fliegt nicht hierhin und er fliegt auch nicht dorthin. Zuhause gefällt es ihm einfach besser als irgendwo sonst. Hier kann er backen, und alle Freunde kommen zu ihm geflogen, um die Leckereien aus seiner Backstube zu probieren. Nur im Winter ist er ganz allein… Bis er den Bären Pascal trifft, der den wahren Grund dafür entdeckt, warum er seine Freunde auf keines ihrer Flugabenteuer begleitet. Dies ist für George der Anfang der schönsten Reise seines Lebens.

Weltraumexpedition meets Dschungelcamp. Vier Frauen und vier Männer verbringen zwei Jahre unter einer riesigen Glaskuppel. "Ecosphere 2" soll beweisen, dass Leben in einem geschlossenem eigenständigen Ökosystem langfristig möglich ist. "Nichts rein, nichts raus" lautet die Devise für die nächsten zwei Jahre. Niemand darf währenddessen die große Glaskuppel verlassen und keiner darf hinein, niemand darf ernsthaft krank werden und keine der Frauen schwanger. In einem langwierigen Auswahlverfahren, dass ein wenig an eine Castingshow erinnert, werden schließlich acht Terranauten gefunden.

Eva ist auf dem Weg in ihr Heimatdorf Bovenmeer, einem kleinen Ort im Kempener Land in Belgien. Im Kofferraum befindet sich ein riesiger Eisblock. In verschiedenen Rückblenden erzählt sie von ihrer Kindheit zwischen Rapsfeldern und Pferdekoppeln, von einem Sommer, der längst vergangen ist und doch Spuren hinterlassen hat. Zusammen mit Pim und Laurens ist Eva Teil der "Musketiere", einem Gespann dreier Freunde, das unzertrennlich scheint. Man folgt den dreien durch ihre Landjugend mit kleinen Abenteuern, harmlosen Streichen und viel gemeinsam verbrachter Zeit.

Norwegen, 2017. Signe, eine siebzigjährige Umweltaktivistin, die in ihrem Leben noch nie den bequemen Weg gewählt hat, macht sich mit ihrem Segelboot auf zu einer riskanten Reise nach Frankreich. An Bord hat sie eine ungewöhnliche Fracht: 12 große Kisten, gefüllt mit dem Eis des Gletschers aus ihrem Heimatdorf.

Für die Journalistin Lo Blackwood geht ein Traum in Erfüllung- sie darf an der Jungfernfahrt eines Luxusdampfers mit Ziel auf die norwegischen Fjorde teilnehmen. Perfekt, um ihre schleppende Karriere in Gang zu bringen und neue Kontakte zu knüpfen. Doch schon in der ersten Nacht ereignen sich merkwürdige Dinge: Lo hört Kampfgeräusche und einen Schrei aus der Nachbarkabine und sieht anschließend, wie etwas großes, schweres über Bord geworfen wird. Ist sie Zeugin eines Mordes geworden? Als sie den Sicherheitsdienst alarmiert, findet sie die Kabine jedoch leer vor.

Die Ukraine in den 1990er Jahren. Samira ist erst sieben Jahre alt und lebt in einem Waisenhaus. Die Regeln dort sind hart und Misshandlungen stehen auf der Tagesordnung. Als Marina, Samiras einzige Freundin eines Tages von einem deutschen Ehepaar adoptiert wird, beschließt Samira zu fliehen und sich auf eigene Faust auf den Weg nach Deutschland zu machen, das gelobte Land. Natürlich kommt sie mit ihren sieben Jahren nicht weit.